Diese Frage ist eine Frage nach einem Ideal. Ideale interessieren einen eigentlich nie, weil man ihnen bestenfalls nahe kommen kann. Sind die Cholesterinwerte aber zu hoch, wird das Ideal plötzlich ziemlich wichtig! Es kann so hoch hängen, dass einem angst und bange wird.
Jahrelang hat die Ärzteschaft dies genutzt, um eine wahre Cholesterinhysterie anzukurbeln. Eier, Fleisch und Butter wurden als Cholesterinbomben gebrandmarkt. Betroffene mit hohen Cholesterinwerten tauschten erbittert Erfahrungen über ihre Diät, aus, beklagten zu viel Verzicht und bemerkten, dass dieser ihre Werte noch nicht einmal nachhaltig senkte.
Heute weiß man, dass die Kenntnis des eigenen Cholesterinspiegels wichtig ist, um eine entsprechend gesunde Ernährung zu pflegen, bei der wichtige Vitalstoffe unverzichtbar sind. Dabei wird aber nichts verteufelt. Die Reduktion von gesättigten Fettsäuren aus tierischen Produkten gilt allgemein als hilfreich – und angesichts der industriellen Produktionsmethoden von Fleisch und all den Lebensmittelskandalen rund um gepanschte Tierfette, halb gekühlte Dönerspieße, BSE oder Vogelgrippe fällt sie einem auch zunehmend weniger schwer. Außerdem wissen wir ja, dass sich das “böse” LDL-Cholesterin bevorzugt an den Wänden der Arterien ablagert und diese nach und nach verstopft.
Mit den heutigen Idealen, auch als reiferer Mensch noch jugendlich und fit zu wirken, haben sich auch andere Einstellungen zu Gesundheitsthemen eingestellt. Auf der anderen Seite gibt es aber auch immer wertlosere Nahrungsmittel und entsprechend immer mehr dicke Menschen. Wir entscheiden uns meist irgendwann im Leben zu Gunsten einer wertvollen, vitalstoffreichen Nahrung und sportlichen Verhaltens – oder für Essen, das lecker schmeckt und satt macht, aber aus fetten und zuckerhaltigen Kalorienbomben besteht.
Die Auswirkungen des letztgenannten Verhaltens auf den Cholesterinspiegel kann man auch als Laie erahnen. Dass zu hohe Blutfettwerte zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen und dass diese zu den häufigsten Todesursachen in der Bundesrepublik gehören, wissen wir schließlich alle.
Was wir aber meist nicht wissen, ist: Wie hoch ist unser Cholesterinspiegel eigentlich aktuell?! Und wo wäre das Ideal eigentlich? Mehr als zwei Drittel der Bundesbürger können keine von beiden Fragen beantworten.
Also, aufgepasst: Der ideale Cholesterinwert liegt in der Regel beim Erwachsenen deutlich unter 200 Milligramm pro Deziliter. Nun muss ein erhöhter Cholesterinspiegel nicht gleich eine Katastrophe bedeuten. Er kann ja situationsbedingt oder wegen einer cholesterinhaltigen Mahlzeit erhöht sein.
Außerdem müssen Sie das gefährliche LDL-Cholesterin vom “guten” HDL-Cholesterin unterscheiden. Das LDL setzt sich an den Gefäßwänden ab, das HDL transportiert aber das überflüssige Cholesterin aus der Blutbahn in die Leber, wo es verarbeitet oder entsorgt werden kann. HDL-Cholesterinwerte von mehr als 45 Milligramm/Deziliter in Relation zu LDL-Cholesterinwerten unter 155 Milligramm/Deziliter kann man daher als einen gewissen Schutz für die Gefäße ansehen.
Außerdem ist Cholesterin nicht der einzige Risikofaktor für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung. Auch Fettstoffwechselstörungen, Bluthochdruck, Diabetes mellitus, Rauchen oder Bewegungsmangel sowie Fehlernährung müssen in Betracht gezogen werden. Ohne Cholesterin kann unser Organismus aber nicht existieren – darum stellt er es zum großen Teil selber her.
Perfekte Werte können wir nicht wirklich erreichen, wenn er auch ohne unser Zutun mehr Cholesterin herstellt, als er benötigt. Was wir aber tun können ist, einen gesunden Lebensstil zu pflegen, der wenig Cholesterin zuführt und sich stattdessen Cholesterin senkender Nahrungsmittel mit hohen Aminosäureanteilen, vieler Ballaststoffe und ausreichender Bewegung bedient.